Diese Case Study zeigt, wie ein 360-Grad-Feedback kostspielige Fehlbesetzungen in Führungspositionen verhindert.

Die Herausforderung: Wachstum ohne Strategie

Ein schnell wachsendes IT-Unternehmen aus Hessen stand vor einer Herausforderung: Trotz steigender Umsätze sanken die Renditen. Der Grund: Entscheidungen wurden aus dem Bauch heraus getroffen, fundierte strategische Planung und ein professionelles Controlling fehlten. Um diese Probleme zu lösen, wurde ein erfahrener Controller eingestellt – ein Fehler, der sich erst durch ein 360-Grad-Feedback offenbarte.

Wichtige Erkenntnisse aus der Case Study:

  • Fehlendes Controlling führte zu sinkenden Renditen trotz Wachstums.
  • Eine Fehlbesetzung im Controlling zeigte die Grenzen von Bauchentscheidungen.
  • 360-Grad-Feedback offenbarte gravierende Defizite des Kandidaten.
  • Direkte Kosten (Headhunter, Gehalt) und hohe Opportunitätskosten entstanden.
  • Strukturierte Auswahlverfahren verhindern Fehlbesetzungen und sichern langfristigen Erfolg.

Die bisherigen Stärken der Geschäftsführung

Die beiden Geschäftsführer des Unternehmens führten den bisherigen Erfolg auf ihre jeweiligen Stärken zurück: Der eine war ein Vertriebstalent mit visionärem Weitblick, der andere ein technischer Spezialist, der zudem für ein positives Arbeitsklima sorgte. Diese Kombination funktionierte lange gut, doch mit dem Wachstum des Unternehmens reichten diese Stärken allein nicht mehr aus. Es fehlte eine solide strategische Ausrichtung auf Basis verlässlicher Daten und Fakten.

Der Lösungsansatz: Einstellung eines Controllers

Die Notwendigkeit eines professionellen Controllings wurde immer deutlicher. In mehreren Sitzungen mit dem Aufsichtsrat wurde beschlossen, einen Geschäftsführer Controlling einzustellen, der die Verantwortung für die strategische und operative Steuerung übernehmen sollte. Zu den Aufgaben gehörten unter anderem die Implementierung eines strategischen Planungsprozesses, die Optimierung des Kennzahlensystems, die Erstellung eines Businessplans, die Durchführung von Soll-Ist-Vergleichen und die Strategiekontrolle.

Die Fehlbesetzung: Ein vielversprechender, aber ungeeigneter Kandidat

Die Suche nach dem geeigneten Kandidaten gestaltete sich zunächst schwierig. Nach erfolgloser Suche über Stellenanzeigen wurde ein Headhunter beauftragt. Dieser präsentierte einen Kandidaten mit beeindruckendem Lebenslauf: 18 Jahre Erfahrung im Controlling im IT-Bereich, fundierte Kenntnisse in Business Intelligence und Projektkoordination. Der Headhunter beschrieb ihn als umsetzungsstarke Führungspersönlichkeit mit analytischem Denkvermögen, Methodenkompetenz, Zielorientierung, Teamorientierung, Kommunikationsstärke und Ehrgeiz.

Nach mehreren positiven Gesprächen wurde der Kandidat eingestellt. Doch nach einem Jahr im Unternehmen stellten sich die erhofften Erfolge nicht ein. Stattdessen nahmen die Konflikte zu, und schließlich verließ der Controller das Unternehmen „in beiderseitigem Einvernehmen“.

Die Ursachen: Erkenntnisse aus dem 360-Grad-Feedback

Die wahren Probleme kamen erst durch ein 360-Grad-Feedback ans Licht. Dieses offenbarte gravierende Defizite in den Kompetenzen und im Verhalten des Controllers. Während er kritische Anmerkungen stets auf äußere Umstände oder das Verhalten anderer schob, zeigte das Feedback ein klares Bild: Die vom Headhunter angepriesenen Eigenschaften wie Teamorientierung, Umsetzungsstärke oder Kommunikationsstärke existierten in der Praxis nicht.

Das Problem lag nicht an den Anforderungen der Stelle, sondern an der Fehleinschätzung der Kompetenzen des Kandidaten durch den Headhunter und die Geschäftsführung. Diese hatten sich auf ihr Bauchgefühl und die blumigen Beschreibungen des Headhunters verlassen, anstatt die Fähigkeiten des Kandidaten systematisch zu überprüfen. Validierte Fragen und Interviewtechniken, wie sie in einem 360-Grad-Feedback verwendet werden, hätten hier wertvolle Erkenntnisse liefern können.

Die Konsequenzen: Kosten und entgangene Chancen

Zu den direkten Kosten für den Headhunter und die Personalkosten kamen erhebliche Opportunitätskosten hinzu. Durch die fehlende strategische Steuerung und falsche Entscheidungen bei der Mitarbeiterbeurteilung entstanden dem Unternehmen entgangene Gewinne und möglicherweise verlorene Marktanteile. Diese Opportunitätskosten lassen sich mindestens auf das Doppelte der direkten Kosten schätzen.

Fazit: Systematische Auswahlverfahren sind unerlässlich

Diese Case Study verdeutlicht die Notwendigkeit einer umfassenden Kompetenzanalyse bei der Besetzung von Führungspositionen. Traditionelle Bewerbungsgespräche und das Bauchgefühl reichen oft nicht aus, um die tatsächlichen Fähigkeiten und das Verhalten eines Kandidaten einzuschätzen. Ein 360-Grad-Feedback, validierte Interviewtechniken oder strukturierte Assessments können hier wertvolle Erkenntnisse liefern und kostspielige Fehlbesetzungen vermeiden. Investitionen in professionelle Personalauswahlmethoden zahlen sich langfristig durch höhere Produktivität, bessere Teamarbeit und eine erfolgreichere Unternehmensentwicklung aus.